Unser Podcast O-der Töne trägt einen Fluss im Namen. Wir nehmen ihn zum Ausgangspunkt für unsere Überlegungen zu den Auswirkungen historischer Schichtungen zwischen Polen und Deutschland, erklären ihn zum Rückgrat einer Region, die zwei Länder sich teilen. Was wissen wir über den Fluss?
Was wissen wir über Algen, Polder und Fließgeschwindigkeiten? Beide, Katharina und ich, Alina, haben wir unsere Erlebnisse mit den gar nicht geraden Ufern dieses Flusses. Wir saßen schon vor Jahren an den damals noch verblichenen Grenzfeilern: Deutschland schwarz-rosa-gold. Wir haben später mit Kindern auf verwunschene Auen geblickt. Wir haben gedacht und empfunden, haben erlebt, dass dieser Fluss besonders ist.
Was wissen wir über die Oder als Gewässer, als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, aber auch für Menschen? Menschen, die seit Jahrhunderten von ihm leben, von seinen Fischen oder dem fruchtbaren Schwemmland. Menschen, die noch vor 80 Jahren rechts des Flusses lebten und seit Kriegsende linksseitig ansässig sind. Gleiche Landschaft, gleicher Fluss aber ein anderes Land. Menschen, die in der DDR mit all ihrer Kraft Gebiete trockengelegt haben, jetz aber begreifen sollen, dass es gilt, die Moore im Oderland unbedingt zu erhalten. Menschen, die in der Industriestadt Schwedt mit Öl und Papier groß geworden sind und nun in Schwedt, „der Stadt am Nationalpark Unteres Odertal“ leben. Menschen, die aus der großen Stadt, dem Mittelpunkt für so vieles, herausgezogen sind, um am Rand ihr Glück versuchen.
Doch jetzt bin ich schon wieder vor allem bei den Menschen. In den nächsten drei Folgen soll der Mensch eben nicht im Mittelpunkt stehen sondern der Fluss.
Und das, was Katharina und ich als wild lesen – die rauhen Weidenstämme im hohen Gras, Schafe inmitten, die Ufer mit den unzähligen kleinen und kleinsten Buchten (wie lang ist das Ufer der Oder, Herr Mandelbrot?), das ist nur wild im Vergleich mit all den am Lineal entlang gezogenen Flussläufen, die wir sonst in Deutschland zu sehen gewohnt sind.
Die Qualität dieses Flusses und der Landschaft, die er geschaffen hat, sind einzigartig. Dass er am Rand verläuft und doch durch die Mitte Europas, das interessiert uns.
Folgt uns in den nächsten Wochen, wenn wir mit Menschen sprechen, die seine Natur erforschen und schützen, aber auch mit Kunstschaffenden und Aktivist:innen. Sie alle finden, die Oder verdient unsere Aufmerksamkeit.
In drei Folgen werden wir im Winter 2025 unseren Fragen nachgehen.
Wir danken dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) Brandenburg (seit Dezember 2024 Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV)) für die Unterstützung unseres Vorhabens.