Zum Auftakt unserer ersten Podcast-Trilogie sprechen wir mit der Filmemacherin und Friedenspreisträgerin des Deutschen Films, Julia von Heinz. Ihr neuester Film “Treasure – Familie ist ein fremdes Land” ist gerade in den deutschen Kinos angelaufen. Mit diesem Film mit prominenter Besetzung – Stephen Fry und Lena Dunham – hat sie nicht nur den Schritt zur internationalen Produktion gewagt, sondern auch den, als deutsche Regisseurin in Polen, in Auschwitz, einen Film zu drehen.
Die Protagonisten sind gezeichnet von den Wunden, den Traumata, die sie erlitten haben. Sie wirken fort über die Generationen. Das interessiert uns. Wie tun sie das, wo wird es sichtbar, gibt es Worte und Bilder dafür? Und was geht es uns heute an, was dort im Polen der frühen 1990er sich auf einer Reise von Vater und Tochter ereignet?
Mich fasziniert, sagt Katharina nach der Aufnahme zu mir, dass aus dem angedachten Filmtitel “Iron Box” letztlich “Treasure” wurde – ihr wurde klarer, wie wichtig es ist, und was für ein Kunststück, ein schwieriges Thema zu ‘verpacken’.
Dass im Film ein Schatz geborgen wird, ist vielleicht weniger kitschig als vielmehr eine visualisierte Möglichkeit, ungeahnte Zugänge, in Form von Objekten, Fotografien,
zu Erinnerungen zu erhalten. Das, was aufleuchtet, sind neu entstehende Gelegenheiten und Ebenen, miteinander zu sprechen…
Das ist ja auch unsere Motivation: Eine neue Verpackung, eine neue
Herangehensweise für diese Thematik zu finden.
In Polen zu arbeiten und zu reisen hat Julia von Heinz inspiriert. Sie habe dort den Film als Kunstform neu erfahren, und sie hält das hoch. In europäischen Koproduktionen loslegen, von starren Annahmen lösen – „warum so selten?“
In diesem Auftakt für unsere Podcast-Reihe finden wir uns beide in dem Bild des schweren Bücher-Gepäcks wieder, das auch Lena Dunham als Ruth in dem Film bei sich hat. Historische Aufarbeitung und Genauigkeit sind extrem wichtig, und doch ist es manchmal so viel weiterführender, zu reisen und offen dafür zu sein, was sich unterwegs in den Begegnungen mit Menschen zeigt.
Habt Ihr den Film bereits gesehen? Unternehmt Ihr gerade selbst eine Reise, über die Oder hinweg, in Deutschland oder in Polen? Schreibt uns davon. Wir wollen über emotionales Erbe und Geister der Vergangenheit weiter im Gespräch bleiben.
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